Daimler Truck

Wissen statt Vorbehalte: Warum Autonomes Fahren uns allen hilft

16.12.2024 | Autonomes Fahren

Viele Vorbehalte werden mit dem autonomen Fahren in Verbindung gebracht. In diesem Gastbeitrag nimmt Joanna Buttler, Leiterin der Global Autonomous Technology Group, einige davon unter die Lupe und zeigt auf, warum gerade im Straßentransport das autonome Fahren, nicht nur für Daimler Truck, sondern auch für Fahrer, Speditionen und die Gesellschaft an sich viele Verbesserungen und Vorteile bieten kann.

Mythos #1: Die autonome Technologie ist unausgereift und unsicher

Tatsache: Der aktuelle Reifegrad beim Autonomen Fahren ist das Ergebnis jahrzehntelanger Entwicklung und Vorbereitung -- im Fokus steht dabei immer die Sicherheit als höchstes Prinzip.

Beim Autonomen Fahren überlassen wir nichts dem Zufall.  Unsere Ingenieurinnen und Ingenieure überprüfen sorgfältig und genau alle Details, um ein nach Möglichkeit sicheres Produkt zu erschaffen -- dazu gehören umfangreiche Erprobungen, Simulationen sowie die Absicherung des Einsatzes im reellen Straßenverkehr. Die Arbeit bei Daimler und Daimler Truck an autonomen Fahrzeugen reicht bis in die 1980er Jahre zurück. Seit 2019 haben wir gemeinsam mit unserem Partner Torc wesentliche Fortschritte erzielt, um die Idee autonomer Lkw in die Realität umzusetzen. Wir haben dabei gezeigt, dass unsere selbstfahrenden Lkw anspruchsvolle Verkehrssituationen sicher darstellen können -- Autobahnen, Zubringerstraßen, Auffahrten und das Abbiegen an ampelgesteuerten Kreuzungen. Herzstück unser Technologieentwicklung ist dabei unsere „redundante Fahrzeugplattform“, der „Autonomous-Ready“ Freightliner Cascadia als Grundlage für das sichere Fahren, sowie die autonome Fahrsoftware, der „Virtual Driver“ von Torc. Unsere Fahrzeugplattform ist mit einem zweiten Satz sicherheitskritischer Systeme wie Lenkung, Bremsen und Stromnetz als Backup konzipiert und aufgebaut: fällt eines davon aus, wird sofort sichergestellt, dass das zweite übernimmt. Die autonome Fahrsoftware ist dabei hochintegriert: sie „sieht“ (Kamera-, Radar-, LiDAR-Erkennung), indem sie die Umgebung nah und weit vorne erfasst. Sie „denkt“ und plant das nächste Fahrmanöver. Und sie „handelt“ – nimmt Spurwechsel vor, beschleunigt, bremst. Das autonome Fahrsystem (der „Autonomous Driver“) arbeitet dabei auf einem überaus hohen Niveau – und die technischen Systeme werden niemals müde, lassen sich nicht ablenken oder von Emotionen leiten.  

Unser Fazit: Wir haben viel erreicht auf unserem Weg zum selbstfahrenden Lkw, aber es liegt weitere Test- und Entwicklungsarbeit vor uns, bevor wir in den US-Markt eintreten. Das Sicherheitsprinzip definieren dabei die Zeitleiste.

Mythos #2: Autonomes Fahren dient nur der Industrie, nicht der Gesellschaft

Tatsache: Autonomes Fahren schafft wirtschaftliches Wachstum und kann einen höheren Sicherheitsgrad bieten.

Selbstfahrende Lkw können beinahe durchgängig eingesetzt werden -- die Auslastung für Speditionen wird dadurch deutlich gesteigert, die Wirtschaftlichkeit erhöht. Gleichzeitig steigert autonomes Fahren die Effizienz und ermöglicht, dass die durchgängige Versorgung mit wichtigen Gütern wie Nahrungsmitteln, Medikamenten und Bekleidung sichergestellt ist. Davon profitiert die gesamte Gesellschaft. Kurzum: die Technologie bietet eine mögliche Lösung für den kontinuierlich zunehmenden Frachtbedarf. Wie wir bereits bei vielen Innovationen und neuen Technologien gesehen haben, kann autonomes Fahren potenziell neue Jobprofile und damit Chancen über die Fahraufgabe hinaus in der Logistikbranche schaffen. Zudem kann der Einsatz modernster Technologie (bspw. durch die Kombination von Kamera, Radar- und LiDAR -Sensorik und eine dadurch verbesserte Wahrnehmung des Verkehrsgeschehens) die Wahrscheinlichkeit und die Auswirkungen schwerer Unfälle reduzieren und dabei wesentlich unterstützen, alle Verkehrsteilnehmer zu schützen.

Autonomer Freightliner eCascadia Technologieträger: Einblick in zukünftige autonome Anwendungsfälle, einschließlich kürzerer, dedizierter Routen und der Nutzung einer CO₂-freien Infrastruktur.

Mythos #3: Autonomes Fahren ersetzt die Fahrer

Tatsache: Heute ist die Lkw-Branche mit einem Fahrermangel konfrontiert, der sich bis 2030 verdoppeln soll. Wir sind davon überzeugt, dass Arbeitsplätze nicht unbedingt wegfallen, sondern Profile und Aufgaben sich verändern. Wie bei anderen Innovationen und neuen Technologien auch.

Zum Beispiel im Logistik-Bereich. Unser Fokus zur Markteinführung des selbstfahrenden Lkw liegt auf dem Einsatz auf US-Highways und damit auf der Übernahme der Fahraufgabe auf langen, monotonen Strecken. Der Mensch spielt weiterhin eine entscheidende Rolle in der Lieferkette. Diese Bereiche befinden sich beispielsweise auf der ersten oder letzten Meile und haben die Überwachung und Verwaltung der autonomen Flotte zum Inhalt. Entscheidend für die Erfüllung dieser Aufgabe sind notwendige Interaktionen mit anderen Personen im Logistikbetrieb und das Treffen von notwendigen Entscheidungen.

Zuhause statt im Stau: Fahrerinnen und Fahrer im täglichen, lokalen Verteilerkehr könnten abends wieder im Kreis der Familie sein, während der autonome Lkw im Langstreckenverkehr im Dauereinsatz ist.

Mythos #4: Bis auf den Entfall der Fahrerkosten bringt Autonomes Fahren wirtschaftlich nichts

Tatsache: Der Einsatz der autonomen Technologie bietet Logistikdienstleistern enorme Effizienzpotenziale, da autonome Lkw nur Tank- und Wartungspausen benötigen und somit mehr Zeit auf der Straße verbringen können.

Nach Angaben des US-Transportverbands American Trucking Association (ATA) wird erwartet, dass die Frachttonnage bzw. beförderte Gütermenge im nächsten Jahrzehnt in den USA  von knapp16 Milliarden (2019) auf ungefähr 21 Milliarden Tonnen (2030) ansteigen wird. Selbstfahrende Lkw helfen dabei, das stetig wachsende Frachtaufkommen zu bewältigen. Auch wenn es um die Betriebszeit geht, denn den Daten von Daimler Truck zufolge sind heutige Lkw tatsächlich nur etwas mehr als ein Drittel der verfügbaren Zeit im Einsatz. Darüber hinaus können selbstfahrende Lkw dazu beitragen, dem gleichzeitig stattfindenden Trend des Fahrermangels entgegenzuwirken, der von Jahr zu Jahr schwankt, aber sich laut Untersuchung von McKinsey & Company verschärft. Und das bringt wirtschaftlich und gesellschaftlich eine ganze Menge.

Fahrermangel: selbstfahrende Lkw werden helfen, den stetig wachsenden Frachtbedarf zu stemmen.

Mythos #5: Autonome Trucks im Dauerbetrieb – auf Kosten der Umwelt.

Tatsache: Eine verbesserte Einsatzplanung und CO2-freie Antriebe bergen großes Potenzial, CO2-Emissionen allgemein zu reduzieren.

Die selbstfahrende Technologie kann bei Tag und Nacht zum Einsatz gebracht werden. Mit einer verbesserten Routenführung kombinierte Fahrten zu verkehrsarmen Zeiten, bspw. in der Nacht, können den Kraftstoffverbrauch und damit Emissionen senken.

Zudem hat Daimler Truck mit dem autonomen Freightliner eCascadia Technologieträger gezeigt, dass ein im Fahrbetrieb CO2-freier, batterieelektrischer Antrieb und autonomes Fahren eine optimale Fahrzeuglösung für unsere Kunden darstellen kann. Stellen Sie sich einen batterieelektrischen autonomen Lkw vor, der in einer konstanten Schleife Waren an ein Lager anliefert und abtransportiert. Der Lkw lädt während des Ladens und Entladens auf und ermöglicht so einen kontinuierlichen CO2-freien Fahrbetrieb.

Verbesserte autonome Fahrweise, -routen und -zeiten, bspw. in der Nacht, können helfen, den Kraftstoffverbrauch zu senken und CO₂-Emissionen zu reduzieren.

Autononomes Fahren bei Daimler Truck.
Daimler Truck verfolgt dabei das Ziel, autonome Lkw der Stufe SAE Level 4 für den Fernverkehr zu entwickeln. Im Jahr 2027 strebt das Unternehmen den Markteintritt mit autonomen Lkw in den USA an. Mehr Informationen unter https://www.daimlertruck.com/innovation/autonomes-fahren/warum-autonomes-fahren

Über die Autorin

Über die Autorin

Joanna Buttler leitet bei Daimler Truck die Global Autonomous Technology Group. In dieser Funktion verantwortet sie für das Unternehmen die globale Technologiestrategie beim autonomen Fahren, die Fahrzeugprogramme, die weltweiten Markteinführungen und sämtliche Partnerschaften. Sie managt dabei alle Aspekte der strategischen Partnerschaften mit Waymo sowie mit Torc Robotics, einer unabhängigen Tochtergesellschaft von Daimler Truck. Beide Partner konzentrieren sich auf die Entwicklung autonomer Fahrsoftware nach SAE Level 4. Zudem verantwortet Joanna Buttler alle globalen Aktivitäten des autonomen Fahrens, u.a. die Entwicklung, die Produktstrategie, Partnerschaften und Übernahmen.