Herr Stuber, warum war eine Überarbeitung des Daimler Truck Code of Conduct wichtig und richtig?

Jörg Stuber: Mit der Abspaltung von der Daimler AG war für uns bei Daimler Truck klar, dass wir unsere eigene DNA in dem Dokument verankern möchten, das definiert, wie wir erfolgreich zusammenarbeiten: unsere Verhaltensrichtlinie. Somit haben wir unseren eigenen Daimler Truck Code of Conduct geschaffen, den wir auf das Fundament unserer gemeinsam erarbeiteten Unternehmensprinzipien gestellt haben: Wir hören erstmal zu. Wir entwickeln Lösungen, die unsere Branche weiterbringen. Wir gehen unsere Arbeit mit Weitblick an. Wir schaffen Fortschritt, gemeinsam.

Natürlich haben wir auch inhaltliche Aktualisierungen vorgenommen. Insgesamt wichtig war uns aber, dass der Leitfaden unseren Antrieb, den Zweck unseres Unternehmens, widerspiegelt: Für alle, die die Welt bewegen.

Frau Lehnhoff, Herr Stuber hat mehrere Gründe genannt, weshalb eine Überarbeitung notwendig war. Aber warum braucht Daimler Truck eine solche Richtlinie überhaupt?

Anne Lehnhoff: Bei der Beantwortung dieser Frage gilt es verschiedene Aspekte zu betrachten. Erstens bildet die Richtlinie das gemeinsame Wertegerüst bei Daimler Truck ab. Vor allem vermittelt unser Vorstand seine Erwartungshaltung in Bezug auf verantwortungsvolles Handeln mithilfe des Daimler Truck Code of Conduct. Die Verhaltensrichtlinie bietet uns zudem – und ich glaube, das ist besonders wichtig – Orientierung in unserem Arbeitsalltag. Neben der unterstützenden Funktion für uns intern hat die Richtlinie aber auch eine formale Funktion: Im ESG-Kontext ist sie ein wichtiger Baustein innerhalb der Governance-, der „G“-Säule zur Unternehmensführung, da sie unsere Verhaltensgrundsätze auch nach außen trägt.

Der Daimler Truck Code of Conduct deckt zahlreiche relevante Themen ab, von der Art und Weise, wie die Beschäftigten bei Daimler Truck zusammenarbeiten, über die rechtlichen Bestimmungen, die für das Unternehmen und seine Belegschaft gelten. Ein zentraler Punkt ist das offene Ansprechen von Dingen – kurz die Speak-Up-Kultur. Wie essenziell ist sie in Ihrer täglichen Arbeit?

Jörg Stuber: Sehr essenziell. Aktuell befinden wir uns in der größten Transformationsphase der Nutzfahrzeugindustrie, in deren Dynamik auch Fehler passieren können. Aus meiner Sicht ist zentral, potenzielle Fehler offen anzusprechen. Denn was ich gelernt habe, ist, dass man Probleme vor allem gemeinsam lösen kann. Und das funktioniert nur, wenn man transparent miteinander spricht. Ich bin daher davon überzeugt, dass eine positive Fehlerkultur essenziell ist. Für Fälle, in denen die Möglichkeit des Dialogs im Arbeitsalltag an seine Grenzen kommt, haben wir unsere Speak-Up-Plattform etabliert, über die Hinweise auf potenzielles Fehlverhalten an uns übermittelt werden können.

Herr Stuber, zum Schluss etwas provokant gefragt: Warum lohnt sich die Lektüre des Daimler Truck Code of Conduct?

Jörg Stuber: Der Daimler Truck Code of Conduct soll als unser Nachschlagewerk verstanden werden: Wenn man in einer herausfordernden Situation mit einer Fragestellung konfrontiert ist, zum Beispiel im Falle eines Interessenkonflikts, einfach das Dokument zur Hand nehmen und nachschauen, was die Verhaltensrichtlinie empfiehlt. Viele Themen im eigenen Umfeld lassen sich damit recht einfach lösen. Daher empfehle ich nicht nur die einmalige Lektüre.

Herr Stuber, Frau Lehnhoff, herzlichen Dank für Ihre Zeit und das interessante Gespräch.

[Das Interview wurde am 25. Januar 2024 geführt.]