Das Potenzial des Autonomen Fahrens liegt im richtigen Anwendungsfall. Der Versuch, diese Technologie in allen Segmenten auf einmal einzusetzen, ist nicht machbar. Diejenigen, die das ausprobiert haben, haben Ihren Fokus korrigiert. Und im nächsten Schritt sich auf einen ersten konkreten Anwendungsfall konzentriert und priorisiert.
In unserem Hub-to-Hub Anwendungsfall übernimmt das autonome Fahrsystem gemäß SAE-Level 4 die gesamte dynamische Fahraufgabe zwischen zwei Frachtzentren. Das bedeutet, dass der selbstfahrende Lkw tausende von Kilometern komplett ohne menschliches Eingreifen zurückgelegt! Nur auf der benannten ersten und letzten Meile liefern Fahrer weiterhin Waren in von Fahrern gesteuerten Lkw. Diese Liefer- und Entladungsvorgänge finden an Frachtzentren entlang zentraler US-Highways in wichtigen Güterverkehrskorridoren, wie beispielsweise Texas, statt. Was ist also dieser „Hub“? Sie können sich dieses Frachtzentrum als Start- und Zielpunkt einer autonomen Frachtroute vorstellen. Zusammen bilden diese ein Verkehrsnetz, welches die autonomen Knotenpunkte miteinander verbindet. Wir gehen davon aus, dass dieses Netz schrittweise aufgebaut wird, beginnend im Südwesten der USA. Darauf folgt eine sukzessive Expansion, welche letzten Endes zu einem breiten Einsatz autonomer Lkw-Routen in den gesamten USA führen wird.
Wir glauben, dass im Hub-to-Hub-Anwendungsfall der attraktivste und am wenigsten komplexe Anwendungsfall mit der richtigen technischen Lösung kombiniert wird.
Hinsichtlich des Einsatzes von Technologie und Partnerschaften ist Daimler Truck dabei als weltweit größter Lkw-Hersteller perfekt aufgestellt, um eine ganzheitliche Lösungsplattform rund um das Autonomen Fahren anzubieten.
Dieser Baukasten besteht zum einen aus unserer „redundanten Fahrzeugplattform“, dem „Autonomous-Ready“ Freightliner Cascadia, sowie der autonomen Fahrsoftware, dem „Virtual Driver“ von Torc. Hinzu kommt eine physische und digitale Infrastruktur, die aus den beschriebenen Hubs besteht und den autonomen Lkw-Betrieb ermöglicht. Schließlich werden weitere Dienstleistungen wie Reparatur und Wartung sowie Unterstützung rund um den autonomen Lkw-Betrieb benötigt.
Dies ist sicherlich ein großes, aber erreichbares Vorhaben. Ich bin der festen Überzeugung, dass es nicht ein Unternehmen alleine schaffen kann. Daher ist der Aufbau von passenden strategischen und langfristigen Partnerschaften entscheidend für unseren Erfolg. Unsere Rolle und Verantwortung als Daimler Truck besteht darin, diese Partnerschaften zu ermöglichen, zu koordinieren und sie voranzubringen.
Schauen wir uns dabei einmal die Technik genauer an: Für einen sicheren autonomen Betrieb der Stufe 4 benötigt es redundante, also mehrfach ausgelegte Fahrzeugsysteme. Stellen Sie sich vor, die Lenksysteme fallen aus und es gibt keinen Menschen, der an dieser Stelle eingreifen kann. Sie benötigen also ein elektronisches Backup, eine Mehrfachauslegung. Ähnlich wie bei Flugzeugen haben wir diese Redundanz für sicherheitskritische Systeme wie Lenkung und Bremsen gezielt konzipiert und aufgebaut. Dabei haben wir 1.500 technische Anforderungen umgesetzt und in unseren Freightliner Cascadia integriert, die in allen Bereichen Anwendung finden – beispielweise einen zweiten Satz elektronisch gesteuerter Systeme für die Lenkung, die Bremsen und das Stromnetz. Unser „Autonomous-Ready Cascadia“ setzt bei der Integration autonomer Systeme den Industriestandard . Bislang sind wir die Ersten in der Branche, die eine skalierbare, antriebsstrangunabhängige redundante autonome Fahrzeugplattform anbieten. Wir nennen diesen Ansatz „autonomous-ready“, denn dies ist der Ausgangspunkt und die Grundlage für jedes Level-4-Fahrsystem.