Mittelfristiges Ziel ist die Entwicklung eines Lkw, der Sicherheit und Komfort optimiert. Langfristig könnte hochautomatisiertes Fahren auch Auswirkungen auf Lenk- und Einsatzzeiten haben

Übersicht 8
Disruptionen durch Digitalisierung, Big Data und Automatisierung, wachsende Warenströme und künftige gesetzliche Vorgaben – wie Mercedes-Benz Trucks dem Wandel begegnet und den technischen Fortschritt für seine Kunden nutzbar macht
Wie Mercedes-Benz Trucks beim Lkw der Zukunft durch konsequente Vernetzung die Wertschöpfung steigert – zum Nutzen aller Beteiligten. Ein Blick hinter die Kulissen
Mercedes-Benz treibt seit langem die Entwicklung innovativer Elektro-, Wasserstoff- und Gasantriebe voran. Welche Antriebs- und Kraftstoffoptionen haben welche Vorteile, und welche Hürden gilt es zu überwinden?
Entwicklung von innen nach außen: Bei Mercedes-Benz Trucks steht der Fahrer im Mittelpunkt. Neue Technologien und weitreichende Vernetzung ermöglichen innovative Bedien-, Cockpit- und Anzeigenkonzepte. Welche Folgen hat das fürs Lkw-Design der Zukunft?
Die EU-Kommission hat dazu in Zusammenarbeit mit der Industrie das Simulationsverfahren VECTO entwickelt. Wie funktioniert es, und wie werden weitere Gesetzesvorgaben die Entwicklung zukünftiger Lkw beeinflussen?
Die „Vision vom unfallfreien Fahren“ gehört für Mercedes-Benz Trucks als Innovationsführer bei Sicherheits- und Fahrerassistenzsystemen zur Unternehmens-DNA. Wir zeigen Lösungen der Zukunft auf
Mittelfristiges Ziel ist die Entwicklung eines Lkw, der Sicherheit und Komfort optimiert. Langfristig könnte hochautomatisiertes Fahren auch Auswirkungen auf Lenk- und Einsatzzeiten haben
Deswegen setzt Mercedes-Benz Trucks alles daran, seine Dieselmotoren so effizient und umweltfreundlich wie möglich zu machen
26.06.2018
  • Systeme zum automatisierten Fahren werden bei Mercedes-Benz Trucks in Serie gehen
  • Automatisiertes Fahren bringt beim Lkw mehr Sicherheit und Einsatzmöglichkeiten, weniger Stress für die Fahrer und effizientere Nutzung des Straßenraums
  • Die Kombination aktueller Assistenzsysteme könnte schon bald erste Anwendungen für automatisiertes Fahren erlauben
  • Bei der Klassifizierung des Automatisierungsgrades hat sich die Industrie auf ein fünfstufiges System geeinigt 

Automatisiertes Fahren steigert nicht nur Effizienz und Sicherheit, es entlastet den Fahrer in monotonen oder auch in besonders stressigen Fahrsituationen. So bleibt er länger konzentriert und ist sicherer unterwegs. Dieses Ziel fest im Blick will Mercedes-Benz Trucks seine Führungsposition in diesem Bereich in den kommenden Jahren weiter ausbauen.

Die Industrie hat sich auf ein fünftstufiges, von der Ingenieursorganisation SAE International ausgearbeitetes System geeinigt, das für Deutschland der Verband der Automobilindustrie (VDA) übernommen hat. Mit diesem System werden die verschiedenen Arten des automatisierten Fahrens klassifiziert:

Level 1 – assistiertes Fahren

Heute ist assistiertes Fahren faktisch Standard in vielen Lkw-Cockpits. Hierher gehört zum Beispiel der Tempomat, der die Geschwindigkeit und oft auch den Abstand zum Vordermann regelt. Der Fahrer muss dabei jederzeit das Lenkrad in der Hand halten und auf den Verkehr achten.

Level 2 – teilautomatisiertes Fahren

Der Truck kann in bestimmten Situationen, beispielsweise auf der Autobahn, selbstständig geradeaus fahren, der Spur folgen und den Abstand zum Vordermann regeln. In Staus kann das Fahrzeug komplett übernehmen. Eine durchgehende, gewissenhafte Überwachung durch den Fahrer ist allerdings notwendig.

Level 3 – hochautomatisiertes Fahren

Hier können die Systeme des Trucks das Fahren unter bestimmten Bedingungen übernehmen, vor allem auf Autobahnen. Der Fahrer wird bei Bedarf mit einer Vorwarnzeit aufgefordert, das Lenkrad zu übernehmen. Allerdings muss er während der gesamten Fahrt das Geschehen auf der Straße im Blick haben, um notfalls eingreifen zu können.

Level 4 – vollautomatisiertes Fahren

Der Truck kann eine definierte Transportaufgabe selbsttätig durchführen – auch auf Landstraßen oder im Stadtverkehr. Der Fahrer kann sich vom Verkehrsgeschehen lösen und anderen Dingen widmen.

Level 5 – fahrerlose Lkw

Ab diesem Entwicklungsschritt sind die Trucks in allen Transportaufgaben vollständig ohne Fahrer unterwegs und müssen auch nicht mehr mit einem Lenkrad ausgestattet sein.

Fernverkehr ist Innovationstreiber beim automatisierten Fahren

Beim automatisierten Fahren nimmt der Fernverkehr eine Sonderstellung ein: Nahezu identische Geschwindigkeit, europaweite Verbindungen mit großen Distanzen sowie die lange Verweildauer der Fahrer im Fahrerhaus prädesti­nieren den Fernverkehrs-Lkw für die Einführung des hochautomatisierten Fahrens in den kommenden Jahren. Das Fehlen von Kreuzungen und die stark strukturierte Fahrweise auf Autobahnen und Fernstraßen mit klarer Definition der Verkehrsteilnehmer begünstigen den Prozess. Mercedes-Benz Trucks treibt die Markteinführung serienreifer Systeme zum teilautomatisierten Fahren konsequent voran.

Forschungsfeld Platooning: Tests sind vielversprechend

Hochautomatisiertes Fahren wird bei Mercedes-Benz Trucks nicht isoliert entwickelt. Die Daimler AG forscht an unterschiedlichen Stellen und aus unterschiedlichen Perspektiven am Thema. Zahlreiche Beispiele belegen dabei die führende Rolle des Konzerns auf diesem Gebiet: Vor zwei Jahren vernetzte Mercedes-Benz Trucks drei automatisiert fahrende Actros als Platoon im öffentlichen Verkehr auf der A 52. In einem solchen Konvoi lässt sich der Kraftstoffverbrauch um bis zu sieben Prozent und die benötigte Fahrbahn­fläche auf Autobahnen um knapp die Hälfte reduzieren – bei gleichzeitig mehr Sicherheit auf der Straße.

Auch wenn Lkw im Platoon fahren, bleibt jeder Truck eigenständig unterwegs und kann selbstständig auf Gefahren reagieren. Der Tross folgt also nicht blind dem Vorausfahrenden, sondern bremst oder lenkt weiterhin selbstverantwort­lich. Um andere Verkehrsteilnehmer nicht durch die pure Länge zu behindern, kann sich der Verbund auch kurzzeitig lockern. Etwa, wenn ein Pkw zwischen den Trucks einschert. An Auf- und Abfahrten vergrößert sich sogar automa­tisch der Abstand zwischen den Lkw, um andere Fahrzeuge passieren zu lassen.

Im Mai 2015 zertifizierte der US-Bundesstaat Nevada gleich zwei Freightliner Inspiration Trucks für den regulären Betrieb auf öffentlichen Straßen. Mittler­weile testet FUSO Platooning erfolgreich in Japan. Dort fährt ein schwerer Lkw vom Typ FUSO Super Great elektronisch gekoppelt und im teilautomatisierten Modus in einem Platoon mit anderen Lkw auf öffentlichen Straßen im Groß­raum Tokio.

Zudem baut Daimler seine marktführenden Aktivitäten für automatisierte Lkw und Busse derzeit weiter aus und hat dazu ein Forschungs- und Entwicklungs­zentrum für automatisiertes Fahren in Portland, Oregon, gegründet. Der Inno­vationsstandort wird eng mit bereits bestehenden Entwicklungsfunktionen für automatisiertes Fahren in Stuttgart und Indien zusammenarbeiten. Ob Mercedes-Benz Trucks oder die anderen Lkw-Tochtergesellschaften von Daimler – bei den laufenden Tests sind bereits Kunden und Fahrer auf Kundenseite involviert, um die Auswirkungen der Automatisierung, zum Beispiel im Hinblick auf die Reduktion von Stress, beobachten zu können.

Weitere Anwendungen in abgesperrten Bereichen

Damit nicht genug: automatisierte Nutzfahrzeuge gibt es bereits auch auf Baustellen, zum Beispiel bei Saugbaggern und in der Landwirtschaft im Ernteeinsatz. Ein ähnliches Beispiel mit Mercedes-Benz Lkw ist der Versuch auf dem Gelände des ehemaligen Fliegerhorsts Pferdsfeld. Hier demonstrierte Mercedes-Benz Trucks, wie ein fahrerloser Schneeräumeinsatz in abgesperrten Bereichen wie beispielsweise Flughäfen bereits heute aussehen kann: Unter dem Projekttitel „Automated Airfield Ground Maintenance“ (AAGM) erledigten dort vier Mercedes-Benz Arocs die Flugfeld-Reinigung automatisiert und im ferngesteuerten Verbund.