- Hybrid-Prinzip: Bremsenergie gewinnen und zum Anfahren nutzen
- Superkondensatoren („Supercaps“) als Kurzzeit-Stromspeicher
- 48-Volt-Netz, geringes Mehrgewicht, unveränderte Bedienung
- Bewährte Komponenten, neu: Rekuperationsmodul für den Intouro
- Der Intouro K hybrid: vielseitige Ausstattung, Vorbild in Sicherheit
Steht im Stadtverkehr der vollelektrische Antrieb im Mittelpunkt, so setzt Daimler Buses im Überlandverkehr und für den gemischten Einsatz von Linie bis Ausflug auf den Mercedes-Benz Intouro mit Hybridmodul zur weiteren Senkung des ohnehin günstigen Kraftstoffverbrauchs. Das Hybridmodul ist für alle zweiachsigen Intouro Modelle mit Wandler-Automatikgetriebe lieferbar. Seine Premiere im Überlandbus erlebte das Hybridmodul im August 2022 im Intouro K hybrid, einem vielseitigen sowie besonders handlichen und wirtschaftlichen Omnibus mit großer Einsatzbandbreite.
Hybrid-Prinzip: Bremsenergie gewinnen und zum Anfahren nutzen
Die Grundfunktion des Intouro hybrid ist denkbar einfach: Die Kernkomponente ist ein zusätzlicher Elektromotor, der in den Brems- und Schubphasen des Omnibusses als Generator arbeitet und Bremsenergie in Strom umwandelt. Dieser Strom wird gespeichert und steht dem Elektromotor zur Unterstützung des Verbrennungsmotors vor allem bei hoher Leistungsanforderung zur Verfügung: beim Anfahren, aber auch beim Beschleunigen und zur Unterstützung des Leerlaufs. Er dient jedoch nicht zur Steigerung der Maximalleistung.
Der Elektromotor ist ein scheibenförmiges Aggregat mit integrierter Leistungselektronik und einer Stärke von acht Zentimetern, das zwischen Verbrennungsmotor und Automatikgetriebe eingesetzt wird. Seine Leistung beläuft sich auf 14 kW, das Drehmoment auf 220 Nm. Darüber hinaus verbessert bei Leerlaufdrehzahl ein leichtes Boosten durch den Elektromotor den Wirkungsgrad des Verbrennungsmotors. Beides zusammen schlägt sich in einer Reduzierung des ohnehin niedrigen Kraftstoffverbrauchs nieder. Sie wird beim Intouro vor allem im innerörtlichen und stadtnahen Verkehr beim stetigen Wechsel von Gas und Bremse deutlich und beläuft sich dort auf bis zu fünf Prozent.
Superkondensatoren („Supercaps“) als Kurzzeit-Stromspeicher
Der durch Rekuperation gewonnene Strom wird in Kondensatoren gespeichert, auch unter dem Begriff „Supercaps“ bekannt. Diese elektrischen Stromspeicher kennzeichnet eine hohe Leistungsdichte. Sie sind unempfindlich gegen hohe Leistungsspitzen und haben eine lange Lebensdauer. Im Unterschied zu Batterien eignen sich Supercaps vorzüglich für den fortlaufenden schnellen Wechsel zwischen Ladung und Entladung beim Anhalten und Anfahren. Ein einmaliges Abbremsen des Intouro hybrid aus 50 km/h bis zum Stillstand genügt zur Aufladung der Stromspeicher.
Der Stromspeicher des Intouro hybrid besteht aus zwei Modulen. Jedes Modul enthält 16 Supercaps. Beide Module zusammen verfügen über eine Gesamtkapazität von 88 Wh und sind platzsparend in Fahrtrichtung links hinten auf dem Dach montiert. Eine Abdeckung schützt die Module vor äußeren Einwirkungen und Sonneneinstrahlung. Eine gelochte seitliche Blende sichert gleichzeitig die notwendige Kühlung durch den Fahrtwind.
Ein Inverter oder Wechselrichter wandelt den gespeicherten Gleichstrom in Wechselstrom zum Antrieb des Elektromotors um. Sowohl der Inverter als auch der E-Motor sind wassergekühlt. Der Zusatzkühler für diese Niedertemperaturkühlung mit maximal 65 Grad Celsius ist platzsparend unterhalb des Fahrzeugkühlers angeordnet.
48-Volt-Netz, geringes Mehrgewicht, unveränderte Bedienung
Ein weiterer wesentlicher Pluspunkt: Der Intouro hybrid verzichtet auf ein aufwendiges Hochvoltnetz mit den dafür notwendigen Einschränkungen und Sicherheitsanforderungen. Der Überlandbus verfügt über ein separates 48-Volt-Netz. Es zählt zur Niedervolttechnik und ist ungefährlich im Umgang. Die unveränderten Nebenaggregate werden konventionell angetrieben. Der benötigte Bauraum ist gering, die Außenkonturen bleiben ebenso unverändert wie der Innenraum. Das Mehrgewicht des Hybridantriebs beläuft sich auf 254 kg. Daher verringert sich die Gesamtzahl der Fahrgastplätze nur unwesentlich.
Busfahrer spüren hinter dem Steuer des Intouro hybrid weder bei der Bedienung noch im laufenden Betrieb einen Unterschied. Selbst die Instrumentierung ist identisch. Schulungen sind daher unnötig. Ebenso ist ein schneller Wechsel der Fahrer während des Linienbetriebs oder ein Wechsel zwischen unterschiedlichen Omnibussen völlig unproblematisch.
Bewährte Komponenten, neu: Rekuperationsmodul für den Intouro
Die bewährten Komponenten des Intouro hybrid werden zum Beispiel bereits beim erfolgreichen Citaro hybrid verwendet, der sich seit Jahren mit dieser Technologie in der Praxis bestens bewährt hat. Von ihm stammen zum Beispiel die Supercaps als Energiespeicher, auch bekannt als Rekuperationsmodul. Aufgrund der neuen Elektrik-/
Elektronikstruktur des Intouro mit anderen Steuergeräten waren indes umfangreiche Adaptionsmaßnahmen erforderlich.
Das Rekuperationsmodul ist Voraussetzung für den Intouro hybrid. Es speichert zusätzlich zu den Fahrzeugbatterien den durch Rekuperation gewonnenen Strom und stellt ihn beim Anfahren oder an bergigen Passagen zur Verfügung. Das entlastet den Generator und damit den Verbrennungsmotor und senkt den Kraftstoffverbrauch. Platzsparend ist der Energiespeicher in Fahrtrichtung rechts auf dem Dach montiert.
Der Intouro K hybrid: vielseitige Ausstattung, Vorbild in Sicherheit
Der kompakte Intouro K hybrid ist mit 10,75 Metern Länge und einem Wendekreis von lediglich 18,34 Metern besonders handlich. Gleichzeitig ist er ein vollwertiger Omnibus mit allen herausragenden Eigenschaften der Intouro Familie. Entsprechend seinem breit angelegten Einsatzgebiet, das sich von Fahrten durch bergige Regionen und verwinkelte Orte bis hin zu Ausflügen mit kleinen Gruppen erstreckt, ist er in zahlreichen Ausstattungsvarianten verfügbar – die Spanne reicht vom sachlichen ausschreibungsgerechten Hochboden-Überlandbus bis zum Ausflugsbus.
Die Ausstattungsvielfalt umfasst Fahrtzielanzeigen, einen einfach oder doppelt breiten Einstieg in der Mitte und zwei verschiedene Lifts für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste. Der Fahrerplatz des Intouro ist ergonomisch perfekt und fahrerbetont ausgeführt. Von seiner Optik über die Bedienelemente bis zur Instrumentierung einschließlich Farbdisplay erreicht das hochwertige Cockpit vollwertiges Reisebus-Niveau.
Die Motorleistung des Intouro K beläuft sich wahlweise auf 220 kW (299 PS) oder 260 kW (354 PS). Unternehmen können sogar aus vier Getriebevarianten wählen: manuelles Sechsgang-Schaltgetriebe, vollautomatisiertes Getriebe Mercedes-Benz PowerShift oder Wandler-Automatikgetriebe von Voith und ZF.
Herausragend ist die Ausstattung mit Assistenzsystemen: Der Notbremsassistent Active Brake Assist 5 (ABA 5) kann als einziges System seiner Art in Omnibussen eine Vollbremsung auch auf sich bewegende Fußgänger ausführen. Der Sideguard Assist warnt vor Personen und Hindernissen beim Abbiegen. Zusammen mit den gewohnten Assistenzsystemen erreicht der Intouro K ein vorbildliches Sicherheitsniveau.